Kaum 10 Jahre warten, schon liegt ein neues Album vor. Aber halt, „The Vibrant Sound Of Bliss And Decay“ ist ja eigentlich gar nicht das zweite Album von Cea Serin. Nein, wie man etwas erstaunt dem Booklet entnehmen kann, ist es eigentlich ein Übergangsalbum zwischen dem Debüt „Where Memories Combine“ und einem geplanten – dem eigentlichen zweiten – Album namens „The World Outside“. Na denn, wollen wir hoffen, dass wir dieses vor 2024 zu Ohren bekommen.

Bis dahin lauschen wir „The Vibrant Sound Of Bliss And Decay“. Und das ist gut so, denn selten dürfte ein ‘Übergangsalbum‘ überzeugender ausgefallen sein. Wir hören zwei neu aufgenommene Songs aus der Anfangszeit der Band, die immerhin schon seit 1997 aktiv ist (die ersten beiden). Dann ein Cover eines Sarah McLachlan-Stückes, sowie zwei neue Stücke. Neben dem Kern-Duo Jay Lamm und Keith Warman agiert auf „The Vibrant Sound Of Bliss And Decay“ ein echter Schlagzeuger, das ist vielleicht die entscheidendste Veränderung.

„Holy Mother“ legt los wie eine Dampfwalze. Knallige Riffs, stakkatoartige Soli-Fragmente, messerscharfe Keyboardklänge und ein wirbeliges, vertracktes Drumming, welches fast nicht von dieser Welt scheint. Rory Faciane ist kein Drumcomputer, ein Mensch aus Fleisch und Blut scheint er aber auch nicht zu sein, so exakt, so technisch kommt sein Spiel daher. Nach einigen Durchläufen kann man davon nur fasziniert sein.

So bieten Cea Serin einen technisch-komplexen, vertrackten, nahezu unterkühlten Progmetal, dem allerdings Melodien nicht fremd sind. Diese Kombination ist es, die das Album spannend und genussvoll anhörbar macht. Kopf und Bauch werden von den messerscharfen Riffs, den futuristischen Begleitklängen und dem wie bereits gesagt extrem technischen Drumming gleichermaßen stimuliert. Wahnwitzige musikalische Abfahrten, überraschende Wendungen, kleine, aber effektive Gimmicks und dazu noch gelungene Melodiebögen, in den fünf Stücken gibt es viel zu entdecken und jeder Hördurchlauf fördert neue Details zu Tage.

Die beiden neuen Songs bieten etwas mehr Kopfkino als die beiden älteren Neuauflagen, die noch mehr dem Metal verbunden scheinen. Die neueren Stücke, bei denen „The Victim Cult“ mit allerlei Sample-Sperenzken aufwarten kann, erscheinen eher wie eine Míschung aus modernem Progressive Rock, Progmetal und Anflügen von Mathrock. Dabei schießt insgesamt der abschließende Longtrack „What Falls Away“ den Vogel ab. Neben all den komplexen Ingredienzien baut der Song auch noch eine beeindruckende Atmosphäre auf, die unwillkürlich an eine kondensierte Variante von „A Pleasant Shade of Gray“ denken lässt.

Mit „The Vibrant Sound Of Bliss And Decay“ legen Cea Serin eines der Progmetal-Alben des Jahres vor, eigentlich eines der härteren Progalben überhaupt. Wenn man schon ein bisschen meckern möchte, dann mag einem das Schlagzeugspiel passagenweise etwas zu steril daherkommen (allerdings ist es wohl unfair, Perfektion quasi als negativ zu werten) und manchmal nervt Jay Lamm etwas, wenn er allzu ‘böse‘ Vokals daher bringt. Er verfügt nämlich über eine schöne Stimme, die leicht an Ray Alder erinnert, und die verdient es nicht mit Röcheln und Grunzen verunstaltet zu werden. Das Cover (sozusagen von einem Folksong zu einer Piano-Ballade konvertiert) ist auch nur nett, stört aber nicht weiter und ist vielleicht ein schöner Ruhepunkt zwischen der ‘alten‘ und der ‘neuen‘ Albenhälfte. Fazit: Was für ein Album!
TK/BBS - 13/15 Punkten

1. Holy Mother 07:07
2. The Illumination Mask 07:47
3. Ice 04:55
4. The Victim Cult 07:59
5. What Falls Away 20:00

 

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