Die schwedischen Prog-Rock-Legenden THE FLOWER KINGS sind mit dem neuesten Werk in ihrer 25-jährigen Geschichte zurück: ‚By Royal Decree‘. Das dritte Studioalbum der Gruppe seit der Aufnahme von Schlagzeuger Mirko DeMaio und Keyboarder Zach Kamins in das Lineup ist in vielerlei Hinsicht eine klassische Angelegenheit. Da die Band in den letzten zwei Jahren praktisch nicht auf Tournee war, konnte sie sich ganz auf die Aufnahme von neuem Material konzentrieren und auch die Dinge überarbeiten, die bei den vorherigen Sessions auf dem Boden lagen. Der Sänger und Gitarrist der Flower Kings, Roine Stolt, sagt über die Arbeit an der neuen Platte: ‚Es war großartig, diese alte Schatzinsel der ‘vergessenen TFK-Musik, bevor es TFK überhaupt gab‘ zu heben, und die Wiederaufnahme hat mich erkennen lassen, warum und was THE FLOWER KINGS sind. Dieses Album ist eine Reise durch meine Geschichte als Schriftsteller und meine ‘Middle-Age‘-Saga, die darüber reflektiert.‘ Eine weitere bedeutende Veränderung ist, dass Gründungsmitglied Michael Stolt nach mehr als zwei Jahrzehnten zurückkehrt und Bass und Gesang beisteuert, wobei er sich die Aufgaben mit dem aktuellen Bassisten Jonas Reingold teilt.
Weniger als zwei Jahre nach “Islands” legen die Flower Kings ein neues Studioalbum vor. Wiederum ein Doppelpack und auch inhaltlich mit gewissen Parallelen zum Vorgänger. Vorbei sind weiterhin ie Zeiten der epischen Longsongs, denn die 18 Tracks bringen es auf Laufzeiten von nur ein bis acht Minuten. Doch die Straffung tut dem Material hörbar gut, denn wiederum kommt die Band schneller zum Punkt, führt dieser Ansatz zur inhaltlichen Fokussierung.
Zwar klingen manche Schlussparts mitunter so, als ob hier eine gewollte Blende für das Ende sorgte. Also indem manche Idee einfach offen gelassen bzw. abgebrochen wurden. Trotzdem wirkt vieles in verkürzter Form schlüssiger und im Spannungsverlauf auf die wesentliche Quintessenz fixiert. Als zweiten kleinen Kritikpunkt kann man ebenfalls anführen, dass die ganz großen Melodien und Hooks fehlen, die sofort hängen bleiben. Trotzdem funktioniert vieles auf “By Royal Decree” wirklich gut bis sehr gut. Und es macht absolut Freude, sich durch dieses Album durchzuhören.
Logischerweise erkennt man viele der bekannten Flower-Kings-Trademarks wieder. Wie z.B. der sinfonisch-melodische, ausladende Ansatz, sowie der deutliche Retro-Touch. Bereits der zugleich griffige, wie auch verspielte Opener ‘The Great Pretender’ ebnet als Einstieg den musikalischen Pfad, den die kommenden knapp 90 Minuten bieten werden.
Auf der anderen Seite sind es vor allem die lebendigen, instrumentalen Interaktionen wie z. B. auf ‘Evolution oder leicht jazzig angehauchte und Bombast-Passagen bei ‘Blinded’, die einen wohltuenden Blick über den eigenen Tellerrand offenbaren. Interessant dabei, dass ein Teil des verwendeten Materials sogar noch aus den frühen 90ern stammt.
Einen Brückenschlag zwischen den frühen und aktuellen Flower Kings liefert ebenfalls die Besetzungsliste, denn das Album vereint Mitglieder aus den Anfängen der Band mit den Zugängen der letzten Jahre. So kehrt z.B. Michael Stolt teilweise als Bassist zurück. Und Hasse Bruniusson ist an diversen Percussionsinstrumenten zu hören .
Logischerweise ist man auch ‘By Royal Decree’ nicht vor einem gewissen Leerlauf und Wiederholungen gefeit, trotzdem überzeugt dieses Album über weite Strecken und wächst bei jeden Durchgang. Dazu kommt noch ein organischer, sehr warmer Sound, der gerade Keyboards und Gitarre deutlich strahlen lässt. Ein geglückter Doppelpack, der gut ins Ohr geht, aber eben auch mit einem gewissen Komplexitätsgrad und groovig-progressiven Ansätzen seine Energie in die richtigen Bahnen lenkt. (K. Selm/betreutesproggen.de - 11/15)
Erhältlich als limitierte 2CD Digipak und limitiertes 180g 3LP+2CD Box-Set.
